Heidelberg – Die Perle am Neckar

Heidelberg, am 1. Mai. Nun ist der 1. Mai ja traditionell der Tag der strammen Wanderungen und der heiteren Maifeste. De Natur lockt Scharen von Menschen jeden Alters nach draußen, die sich alle an der erwachenden Natur delektieren möchten und sich an den wärmenden Sonnenstrahlen ergötzen möchten. Wanderlust und Maifeste aller Art sind also Vergnügungen, denen sich nicht wenige Menschen hingeben möchten.

Ganz anders der 1. Mai in diesem Jahr: Paradoxerweise schüttet es wie aus Kübeln und dazu noch im schönen Heidelberg. Ich werfe verstohlen einen Blick gen Himmel: Dunkel und schwer hängen bedrohliche Wolken am Firmament, die Dauerregen zu verkünden scheinen. Die Wolken wiederum bilden eine dichte, undurchlässige Decke, soweit das Auge reicht, die Sonne hat sich hinter dieser Wolkendecke versteckt und ist gänzlich überhaupt nicht zu erspähen.

Hat sich das Wetter etwa gegen uns verschworen – oder will es uns etwa den Weg weisen, zum Apothekenmuseum – das ja bei Wind und Wetter besucht werden kann.

Also fahren wir mit dem Auto hoch zum Schloss, mein Mann lässt mich und meine Nichte in unmittelbarer Nähe des Apothekenmuseums aussteigen – trotz riesengroßer Schirme schaffen wir es allerdings nicht, mit trockener Kleidung im Museum anzukommen.

Trotzdem atmen wir erst mal erleichtert auf, verstauen die Schirme im dafür vorgesehenen Ständer und sind nun endlich bereit, uns den Kuriositäten der Pharmaziegeschichte zu widmen. Nachdem ich meiner interessierten Nichte die Anfänge und auch die weiteren Epochen der Pharmazie erklärt habe, posieren wir schon bald vor einer alten Offizin einer Apotheke (um 1724) eines Benediktinerklosters in Schwarzach.

Plötzlich scheint meine Nichte das Interesse verloren zu haben, eine andere Sache treibt sie um. „Angie, gibt es hier auch Betelnüsse zu besichtigen – Du hast doch ein Buch über die Betelkauer geschrieben und über die Sucht nach Betelnüssen, die v. a. in Südostasien allgegenwärtig ist? Und was ist mit den schwarzen Zähnen der Betelkauer, sieht man die hier auch, und wie die Betelkauer ihre blutroten Flecken auf die Straße spucken.“

Wir laufen weiter und tatsächlich erblicken wir Betelnüsse – und auch ein Bild der Betelpalme (Arecapalme) aus der Familie der Palmengewächse.

Während ich meiner Nichte die Geschichte der Betelkauer erzähle, scheinen wir beide die Zeit zu vergessen, selbst einige weitere Museumsbesucher lauschen der teils faszinierenden, teils unheimlichen Geschichte der Betelkauer.

Auf einmal schaue ich auf die Uhr – vier Stunden sind mittlerweile vergangen, der Regen hat längst ausgesetzt – wir eilen nach draußen, wo mein Mann wartet und fragt: „Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dachte Ihr seid in eine alte Kräuterpresse hineingefallen oder sonst wo versumpft.“

Beschämt schnallen wir uns an, den Blick nach unten gesenkt.

Wenigstens strahlt die Sonne wieder und unsere kleine Reise führt uns weiter nach Mannheim.

Leseprobe:


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