AKIS – Tagebuch einer griechischen Eselin

Von Waltraud Lederer

Gebückt nicht nur vom Alter, sondern vielmehr von der schweren Last eines allzu harten Lebens – so sehen wir die Eselin Akis, wie sie schon auf der Titelseite des Büchleins „Akis – Tagebuch einer griechischen Eselin“ die Bürde, aber auch die Würde des Alters, präsentiert.

Als Arbeitsesel lebt Akis lange Zeit in Griechenland, wo sie unzählige Jahre die schweren Lasten von Gauklern übers Land zog. Als sie schließlich keine Kraft mehr hatte, um die schweren Lasten zu tragen, hatte sie Glück im Unglück – denn sie wurde von der Eselrettungsstation Corfu Donkey Rescue  gerettet, wo man die alte Eselin liebevoll aufpäppelte.

Da die Eselrettungsstation jedoch nach einiger Zeit aufgrund widriger Umstände umziehen musste, wurden einige der griechischen Esel auf einem Gnadenhof in Österreich aufgenommen.

Und damit beginnt die eigentliche Geschichte, die uns aus der Perspektive von Akis erzählt wird. Im Jahre 2012 ist Akis schon vier Jahre in Österreich – oft denkt sie mit Wehmut an die Zeit auf Korfu, im Donkey Rescue Center, wo sie so liebevoll umsorgt und gehegt wurde. Oft träumt Akis von dieser Zeit, von ihren griechischen Esel-Freunden, die sie zurücklassen musste und auch vom milden Wetter in Griechenland.

Ihre beste Freundin Mouse macht zwar vieles leichter, doch Akis wünscht sich auch die Zuneigung und Freundschaft ihres persönlichen Herzensmenschen, den sie noch nicht gefunden hat. Oft erscheint Akis im Traum ein Engel, der ihr über ihre Verzweiflung hinweghilft – denn der Engel sendet ihr die Botschaft, dass ihre Reise nach Österreich einen Sinn habe und nicht vergeblich sei – sie sei dorthin geschickt worden, um die Menschen dort auf die Lage und das Schicksal der griechischen Esel aufmerksam zu machen. Und es sei ihre Aufgabe, zusammen mit ihrem Herzensmenschen – der sich noch einfinden werde – die Menschen auf dieses Schicksal hinzuweisen und so auch Unterstützung für das Donkey Rescue Center zu erhalten.

Eines Tages taucht dann auch tatsächlich Waltraud Lederer – die Autorin des Buches – im Gnadenhof auf, sie will dort zwei Wochen ehrenamtliche Hilfe leisten. Während sich die meisten Ehrenamtlichen auf das Hundehaus stürzen, wird Waltraud aufgrund einiger Erfahrung mit Eseln gleich für das Eselhaus eingeteilt – in diesem Moment spitzt Akis schon ihre Ohren. Nun hilft Waltraud zwei Wochen im Eselhaus mit – sie halfert die Esel, säubert deren Augen, bürstet das Fell, kratzt die Hufe aus.

Zum Schluss – nach Beendigung des Ehrenamtes – soll es der Ärmste der armen Esel sein, den Waltraud als Patenesel auswählen möchte. Am Ende schafft Akis es aber doch – obwohl es noch kränkere und bemitleidenswertere Esel gibt – mit ihrem unermüdlichem Charme und ihrer zähen Geduld, ihren auserwählten Menschen für sich zu begeistern. Und so reist Waltraud jeden Monat an, um alle Esel zu versorgen – insbesondere aber, um sich „ihrer“ Eselin Akis zu widmen, die mit zusätzlichen Massagen, Streicheleinheiten, kleinen Wanderungen und leckerem Obst und Eselkeksen verwöhnt wird. So entsteht eine Freundschaft, die für beide Seiten bereichernd ist.

Waltraud möchte aber auch mehr über die Herkunft von Akis erfahren, schnell hat sie das Donkey Rescue Center als die Herkunftsadresse von Akis ausgemacht, und schwupps, fliegt Waltraud im Winter dorthin, um vierzehn Tage ehrenamtliche Arbeit vor Ort zu leisten. Waltraud ist begeistert von der liebevollen und fachkundigen Pflege, die die Esel dort vor Ort erfahren, und schnell beschließt sie, mehr für die griechischen Esel zu tun. Bald entsteht ein erstes Buch, kurz darauf ein zweites – die Bücher handeln von der Rettung der griechischen Esel und der Verkaufserlös geht an die Corfu Donkey Eselrettungsstation.

Und so geht es weiter, Monat für Monat besucht Waltraud ihre Akis – deren tierischer Eselpartner wird nach einiger Zeit Sika, nachdem ihre beste Freundin Mouse verstorben ist und auch Sika seinen Partner verloren hat.

Nachdem Akis im November 2016 im Außengelände des Gnadenhofes im Regen hingefallen ist und erst am nächsten Tag aufgefunden wurde, sollte sich die Eselin nie mehr richtig erholen. Waltraud ist zwar sofort zur Stelle und das Flüstern ihres Liedes gibt Akis noch einmal neuen Lebensmut. Im Mai 2017 geht Akis, begleitet und getröstet von Waltraud, friedlich über die Brücke ins Regenbogenland, zu ihren griechischen Freunden, die ihr bereits vorausgegangen sind und Akis bereits erwarten.

Akis bleibt weiterhin die „Botschafterin der griechischen Arbeitsesel“ – Waltraud Lederer hat unzählige Esel gehäkelt, Kalender und viele weitere Benefizartikel angefertigt, deren Verkaufserlös dem Corfu Donkey Rescue Center zugutekommen.

Fazit: Ein Buch für Groß und Klein. Weiter ein Buch für jeden, den das Schicksal von Tieren nicht kalt lässt.

Das Buch macht in empathischer und liebevoller Weise auf die prekäre Lage der Esel in Griechenland aufmerksam. Es ist rührend zu lesen, wie Akis das Herz von Waltraud erobert, und wie Wirklichkeit wird, was der Engel der Eselin Akis prophezeit hat: Die beschwerliche Reise der Eselin nach Österreich hatte ihren Sinn darin, dass sie ihren Herzensmenschen findet und dieser Herzensmensch Waltraud sich dann – auch im Namen von Akis – in vielfältiger Weise für die griechischen Esel einsetzt.

In jeder einzelnen Zeile des Buchs ist die Liebe der Autorin für die griechischen Arbeitsesel zu spüren. Das Buch ist reich bebildert, die Hochglanzbilder sind von sehr guter Qualität und erfreuen das Auge jedes Eselfreundes.

Die griechischen Esel – altersschwach, der Rücken krumm von der allzu schweren Arbeit, der Kopf gebückt und fast auf dem Boden schleifend – stehen als lebendes Mahnmal der geschundenen Kreatur. Ausgenutzt und missbraucht von „Menschen“, denen sie auf Gedeih und Verderben ausgeliefert sind.

Ohne Stimme und ohne Lobby, die ihre Interessen und ihr Wohl vertritt, können sie am Ende ihres Lebens ausschließlich auf wenige Menschen hoffen, „die guten Willens sind“.

Denn mit nicht mehr „nützlichen“ Eseln macht man in Griechenland – und auch anderswo – meist kurzen Prozess. Über die Klippen ins Meer geworfen, oder angebunden in der sengenden Hitze der griechischen Sonne – ein Tod so grausam wie der andere, erwartet die griechischen Esel am Ende ihres mühseligen Lebens.

Ursprünglich gerettet von der Eselrettungsstation Corfu Donkey Rescue Center tragen die griechischen Esel nun auf dem österreichischen Gnadenhof die Botschaft ihres Leides auch nach Österreich und Deutschland.

Ein Buch, das zugleich glücklich und traurig macht, das zu Tränen rührt. Und das am Ende doch so trostreich ist. Denn ich zitiere mit Waltraud Lederer „Gibt es Schöneres als Gutes zu tun und darüber glücklich zu sein?“.

Solange es Menschen gibt, die so denken und die gleichzeitig Taten sprechen lassen, und nicht Worte, gibt es Hoffnung – und diese Hoffnung gilt nicht nur den griechischen Eseln.

Das Buch ist ein Muss für jeden Eselfreund und Tierschützer – so erhält man nicht nur ein bezauberndes Buch, sondern der Verkaufserlös dieses Buches geht an die Eselrettungsstation Corfu Donkey Rescue. Das Buch eignet sich insbesondere auch als Mitbringsel und kleines Geschenk für Eselfreunde und für solche, die es werden wollen.

Das Buch kann direkt bei der Autorin via E-Mail bestellt werden.

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