L’enfer d’Ogy – Die Hölle von Ogy – Teil 2

Bilder von ANIMAUX EN PÉRIL — aus Ogy — www.animauxenperil.be

Mehr Hintergrundinformation finden Sie unter den 2 folgenden Links. (in franz. Sprache)

http://www.animauxenperil.be/pages/news/delcourt-jugement.html

https://www.sudinfo.be/art/1570116/article/2016-05-11/le-marchand-de-chevaux-a-ogy-arrete-aussi-pour-abattage-illegal

Im Hotel in Enghien angekommen, hatte ich meinen kleinen Koffer zwar schon halbwegs ausgepackt, jedoch gedankenverloren, ohne wirklich bei der Sache zu sein.

„Michael, lass uns doch schnell nach Ogy fahren, ich habe so ein komisches Gefühl.“

Bereits auf der ganzen Fahrt nach Belgien hatte ich ein mulmiges, ungutes Gefühl gehabt, gleichwohl ich von den „Umständen“ von Ogy zu diesem Zeitpunkt nichts wusste, ja sogar niemals etwas derart Grausiges vermutet oder geahnt hätte.

Dem Gefühl oder besser gesagt dem Instinkt, der inneren Stimme, nachgegeben und gefolgt zu sein, hatte mich, unabhängig von irgendwelchen rationalen Entscheidungen, jedoch oftmals im Leben die richtige Entscheidung treffen lassen.

„Wieso sollen wir da jetzt hinfahren?“ sagte mein Mann „Der Transporter ist für morgen bestellt, wir holen dann mit ihm um 9 Uhr früh, wie vereinbart, die Esel ab. Hier im Ort ist ein Café, hast Du das nicht gesehen.“ Natürlich hatte ich im Vorbeifahren das Café mit den bunten Éclairs und all der anderen leckeren Patisserie erspäht – und auch den direkt neben dem Hotel gelegenen Park, der auch zu dieser Jahreszeit zu ausgiebigen Spaziergängen einlud.

„Na ja, vielleicht hast Du recht und wir sollten den Weg nach Ogy doch schon mal auskundschaften. Die Gassen sind eng und überall Umleitungen und kein direkter Weg nach Ogy.“ gab mein Mann schließlich meinem Drängen nach.

Die Fahrt von Enghien nach Ogy dauerte nur wenige Minuten, die mir jedoch wie eine Ewigkeit vorkamen. Irgendwann hatten wir unsere Zieladresse – die Rue Sarts d’Ogy – erreicht, ohne jedoch den Viehhändler oder dem Stall gewahr zu werden. Überall alte Gehöfte, schlammige Wege, ich wähnte mich am Ende der Welt.

„Da muss doch irgendein Schild oder eine Hausnummer sein.“ – sagte ich zu meinem Mann. Dass es natürlich an diesem Ort – den man auch „die Hölle von Ogy“ (L’enfer d’Ogy) nennt – kein Schild gibt und weiter nichts, was auf den Viehhändler und sein gottloses Treiben aufmerksam machen würde – das wurde mir erst später klar.

Also fuhren wir immer wieder im Kreis um die Straße, unzählige Male, der Navigator des Autos wiederholte mit monotoner Stimme „noch 800 m bis zu Ihrem Ziel.“

„Also jetzt reicht’s mir. Da ist ein Mann. Halt‘ mal an.“ sagte ich zu meinem Mann. Ich stieg aus, grüßte den Mann und äußerte mein Anliegen. „Je veux ramasser deux ânes.“ – „Ich möchte zwei Esel abholen.“

Ich hatte nicht damit gerechnet, dort an der richtigen Adresse zu sein, aber der Mann kannte sofort mein Anliegen, und sagte „Quelque chose est, arrivé“ – „Es ist etwas passiert.“ „Was um Gottes Willen ist passiert?“ – Wir könnten die Esel nicht mitnehmen, nicht jetzt, aber später, sagte der Mann. Der Amtsveterinär sei dagewesen, an diesem Morgen, und hatte eine Sperre über den Stall verhängt, kein Tier dürfe ausgeführt werden.

„Und können wir die Esel sehen?“ – fragte ich. Der Mann nickte und führte uns zum Stall, zu den Eseln, die von schätzungsweise Dutzenden Pferden umgeben waren. Am Eingang waren dagegen zwei Käfige mit Kampfhunden zu sehen. „Hier sind die Esel“, sagte der Mann, wohl um uns zu beruhigen, und um uns zu zeigen, dass es die Esel tatsächlich gab. Und auch, dass sie noch nicht geschlachtet waren oder sonstigem Unheil anheimgefallen waren.

„Harrie“ sagte ich leise, der Esel im Vordergrund spitzte die Ohren, vielleicht mit einem Anflug von Hoffnung verbunden – oder weil ihn seit langer Zeit, vielleicht seit Jahren, überhaupt jemand mit seinem Namen nannte. Auch unseren zweiten Esel, Achiel, konnte ich in der gleichen Box sehen – und zwei weitere Esel, die dort lagen, vermutlich geschwächt und erschöpft, das Gesicht und die Augen abgewendet, wahrscheinlich hatten sie bereits mit dem Leben – wenn man das Grauen, das dort offensichtlich allgegenwärtig war, überhaupt als Leben bezeichnen konnte – abgeschlossen.

Im Gegensatz dazu die Freundlichkeit des Mannes, dessen Identität wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannten.

„Nichts ist passiert. Niemand ist gestorben.“ Seine Worte klangen geheuer, beruhigend, ich meinte in seinen Worten Verständnis, ja sogar Mitgefühl für meine Not, zu hören.

„Das Pferd da.“ Er zeigte auf ein Pferd, neben den Eseln, gleichsam als ob mit diesem Pferd der Schuldige für die jetzige Misere ausgemacht sei. „Das Pferd da, das hat dem Veterinär nicht gefallen…warum auch immer. Daraufhin hat er die Sperre des Stalls angeordnet.“

„Aber ich werde Sie informieren, die Sperre dauert nicht lange, vielleicht eine Woche.“

…Was jedoch in den folgenden Wochen und Monaten geschah, hier und anderorts, war zutiefst verstörend und ließ mich, die ich glaubte, das Leben zu kennen, in vielen Momenten fassungslos zurück…

Wegen der vielen Privatnachrichten und Rückfragen zu unseren 2 geretteten Eseln Achiel und Harrie hier noch ein paar Fotos und Informationen zum Status Quo der zwei Esel.

Esel Achiel in Qgy 11-2017
Esel Harrie in Qgy 11-2017

Achiel und Harrie waren in sehr schlechtem Zustand und Achiel ist an COB erkrankt. Nach zahlreichen Behandlungen und einer der Erkrankung angepassten Haltung sowie 2 Klinikaufenthalten bei letalem Zustand von Achiel geht es den Eseln jetzt gut.

Hier die beiden Esel im August 2018

Die „Verwandlung“ ist offensichtlich und auch der schwer erkrankte Graufalbe Achiel ist wieder voller Kraft und Lebensfreude.

Wie man auf diesem Bild vom Dezember 2018 sieht, sind die beiden 14 jährigen Wallache voller Tatendrang und Lebensfreude
Es war extrem viel Geduld und Einfühlungsvermögen notwendig, um die gequälten und verängstigten Esel wieder in ein Vertrauensverhältnis zum Menschen zu bringen.
Zur Weihnachtszeit finden Achiel und Harrie auch Gefallen an wohlschmeckenden Zweigen

— Fortsetzung — folgt …..

Comments (5)

  1. Linni 15. Januar 2019 at 12:41

    Hallöchen,
    die beiden können sich echt glücklich schätzen, dass ihr so tolle Menschen seid! Die Geschichte hat mir echt berührt!

    Wünsche dir einen schönen Tag!

    Liebst Linni
    http://www.linnisleben.de

  2. Denise 23. Januar 2019 at 13:54

    Die älteren Bilder sind ja schrecklich anzusehen. Die armen Tieren. Toll, dass ihr euch so gekümmert habt und es den Tieren jetzt so gut geht und sie auch wieder Vertrauen fassen können!

    Liebe Grüße

  3. Marie-Theres Schindler 25. Januar 2019 at 9:30

    Hey, es ist schön zu sehen, wie gut es den Tieren heute geht! 🙂
    Liebe Grüße,
    Marie

  4. Milli 25. Januar 2019 at 10:19

    Die armen Tiere! Aber schön zu sehen, dass es den beiden Eseln bei euch wieder gut geht. Die zwei können echt froh sein nun so ein tolles zu Hause zu haben. Ich liebe Esel total und finde, das es einfach tolle Tiere sind. Irgendwann hab ich hoffentlich auch die Möglichkeit zwei Eseln ein schönes zu Hause zu geben.

    Liebe Grüße, Milli
    (https://www.millilovesfashion.de)

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